Reichtum der Deutschen

6,6 Billionen Euro angehäuftDeutsche Haushalte sind so reich wie nie


Die Sparquote in Deutschland liegt bei rund elf Prozent.
(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutschen sind für ihren Spareifer bekannt und lassen sich diesen auch bei niedriger oder sogar negativer Zinslage nicht nehmen. Das beschert Privathaushalten im vergangenen Jahr ein Rekordvermögen von mehr als sechs Billionen Euro. Experten raten dennoch dringend zum Umdenken.
Die Menschen in Deutschland sparen wie die Weltmeister - und werden vor allem deshalb in Summe immer reicher. Nach Berechnungen der DZ Bank dürfte das Geldvermögen der privaten Haushalte im abgelaufenen Jahr 2019 um rund 441 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 6,6 Billionen Euro zugenommen haben.

Im Vergleich zum Jahr 2018 habe sich der Vermögensaufbau stark beschleunigt. Die Wachstumsrate erhöhte sich von 2,2 Prozent 2018 auf 7,1 Prozent 2019. Positiv wirkten sich dabei auch steigende Aktienkurse aus. Während Privatanleger 2018 noch Kursverluste an den Aktienmärkten hinnehmen mussten, konnten sich Anleger 2019 über kräftige Kurssteigerungen freuen.
"Den größten Anteil am Vermögensaufbau hatte aber erneut der Sparfleiß der Bürger", stellen die Ökonomen der DZ Bank fest. Die Sparquote der privaten Haushalte dürfte sich mit rund elf Prozent auf dem erhöhten Niveau von 2018 eingependelt haben. Seit 2014 ist die Sparquote in Deutschland stetig gestiegen, 2018 lag sie nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes bei elf Prozent. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen werden also elf Euro auf die hohe Kante gelegt.

Festhalten am Sparbuch

"Trotz extrem niedriger Zinsen lassen sich die Bürger bei ihren Sparbemühungen nicht entmutigen", heißt es in der DZ-Bank-Studie. Denn eigentlich wird Sparen, so wie es die meisten Deutschen lieben, nicht mehr belohnt: Auf Sparbuch, Tagesgeld und Co. gibt es in der Regel keine Zinsen mehr, zudem kassieren immer mehr Institute für besonders hohe Einlagen sogar Negativzinsen.
Damit reagieren Banken auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Zinsen im Euroraum seit Jahren auf extrem niedrigem Niveau hält. "Mit der inzwischen seit Jahren andauernden Phase extrem niedriger, teils negativer Zinsen, ist der Zinseszinseffekt als wichtige Säule des Vermögensaufbaus weitgehend weggebrochen", erklärte DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier.

Dennoch sind nach Berechnungen der DZ Bank rund 1,8 Billionen Euro, also gut ein Viertel (27 Prozent) des privaten Geldvermögens der deutschen Haushalte, "zwischengeparkt" - vorwiegend in Form von Sichteinlagen, die Sparer bei Bedarf schnell umschichten können. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Fondsanbieters Union Investment gaben knapp drei Viertel (74 Prozent) der Befragten an, dass sie am Sparbuch festhalten - wohl wissend, dass es derzeit kaum noch Erträge abwirft. Immerhin mehr als der Hälfte der Sparer (56 Prozent) ist demzufolge bekannt, dass es Anlagemöglichkeiten gibt, die im Zinstief höhere Renditen versprechen. Allerdings glaubt mehr als jeder Zweite (55 Prozent) zugleich, das Zinstief aussitzen zu können.

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